Sprachlich-literarisch-künstlerisches Aufgabenfeld
Prof. Dr. Wilhelm Köller
Die Sprache als Medium.
Zur Erschließungsfunktion der Sprache für die Welt
Ganz offensichtlich ist, dass die Sprache ein Mittel ist, Informationen zwischen den Menschen auszutauschen. Weniger offensichtlich ist, dass sie auch ein Mittel ist, mit dem sich Subjekte eine begrifflich strukturierte Vorstellung von der Welt der Objekte machen können. Diese Vermittlungsfunktion der Sprache wird oft negativ als sprachliche Eintrübung, Verzerrung oder Relativierung des Wissens gekennzeichnet. Sie lässt sich aber auch positiv als Möglichkeit verstehen, Wissensinhalte, die sich als praktisch brauchbar erwiesen haben, zu konkretisieren und intersubjektiv verfügbar zu machen. So gesehen wäre die Sprache dann ein unverzichtbares, perspektivisch wandelbares Erkenntniswerkzeug.
Dr. Martina Herrmann
Konstruktion von Wirklichkeit – Wie soll man das verstehen?
„Verschwinden von Wirklichkeit“ kann man auf wenigstens zwei Weisen interpretieren: In der ersten Variante scheint die Wirklichkeit zu verschwinden, weil der Unterschied zwischen Schein und Sein, Traum von Wirklichkeit, der völlig selbstverständlich war, verschwimmt. In der zweiten Variante stellt sich heraus, dass die Wirklichkeit um uns herum nicht so in sich ruhend, fest und beständig ist, wie sie uns scheint, sondern in viel größerem Umfang als wir gemeinsam denken, ein Ergebnis unseres aufeinander abgestimmten Handelns, insbesondere unseres sprachlichen Handelns, unserer Kommunikation ist. Wirklichkeit ist nicht unabhängig gegeben, sondern von uns abhängig, von uns konstruiert, vielleicht sogar ein Werk unserer Kreativität. Damit scheint die Wirklichkeit herkömmlicher Art, nämlich eine Realität, an der wir uns abarbeiten müssen, sich in Beliebigkeit aufzulösen. Diese zweite Variante möchte ich in meinem Vortrag verständlich machen, und zwar am Beispiel der Konstruktion von Menschen als Männern oder Frauen.
Hermann Wallmann
Literatur und Neue Medien
Dieser Praxisbericht wird die neuen Herausforderungen aus der Sicht eines Literaturkritikers, eines Zeitschriftenredakteurs, eines Dozenten für Schreib- und Lesewerkstätten, eines Deutschlehrers, eines Schriftstellers und eines passionierten Lesers beleuchten. Gestützt auf diese vielfältigen Erfahrungen wird er herauszuarbeiten versuchen, dass Literatur gerade in der Auseinandersetzung mit den Neuen Medien ihre spezifischen Möglichkeiten zu entfalten vermag – so wie der Schwarz-Weiß-Film – Edagr Reitz hat das in seinem Film „Heimat“ gezeigt – zu einer neuen Blüte kommen kann gerade in der „Verarbeitung“ der Farbfilmästhetik. Umberto Eco hat einmal vom Gespräch der Bücher untereinander gesprochen. Dieses Gespräch muss Neuen Medien nicht zum Opfer fallen, im Gegenteil, es kann durch sie befördert werden. Und ausgerechnet für anspruchsvolle Lyrik, die dem betriebswirtschaftlichen Kalkül der Verlage zum Opfer fällt, könnten sich Welträume eröffnen…
Dr. Saskia Wendel
Aisthetik und Ästhetik. Wirklichkeitserfahrungen im Kunstwerk
Zentrale philosophische Fragen, wie etwa die Frage nach der Möglichkeit von Erkenntnis oder nach der Begründung moralischen Handelns werden in der Philosophie der Gegenwart auch im Bereich der Ästehtik diskutiert; mittlerweile spricht man von der Ästehtik als einer neuen philosophischen Leitdisziplin. Hier soll die Frage nach der Möglichkeit der Erfahrung und Erkenntnis von Wirklichkeit in ihrer ästhetischen Dimension thematisiert werden: Inwiefern ist Wirklichkeitserfahrung mit ‚aisthesis‘ also mit sinnlicher Wahrnehmung verknüpft? Und kann uns die – im engeren Sinne ästhetische – Erfahrung von Kunstwerken einen besonderen Zugang zur Wirklichkeitserfahrung vermitteln? Wie ist diese Wirklichkeitserfahrung näherhin zu verstehen? Welche Rolle spielt das erfahrende und erkennende Subjekt in diesem Erkenntnisprozess?
Bernd Sikora
Musik – Flucht aus der Wirklichkeit?
Flucht aus der Wirklichkeit im Sinne von „Weltflucht“ ist ein Topos romantischer Künstler- und Musikerbiografien. Demgegenüber steht die ästhetische Auffassung, dass mittels der Kunst, speziell der Musik, die Welt umso tiefer und nachhaltiger erfahren werden könne. In diesem Spannungsfeld sollen Beispiele der Musikgeschichte (vom Mittelalter bis zu den „Rolling Stones“) vorgestellt und diskutiert werden. Dabei kann deutlich werden, dass gerade im „Zeitalter des Verschwendens“ Ansätze einer musikalischen Auseinandersetzung mit Wirklichkeit eben diese zu erretten vermögen.
Dr. Bodo Kensmann
Film-Wirklichkeiten
Für den Filmtheoretiker Siegfried Kracauer ist der Film ein besonderes Medium im Bezug auf die Wiedergabe und das Erkennen von Wirklichkeit. Der Film biete dem Menschen des 20. Jahrhunderts eine einzigartige Chance, seine Welt verstehen zu können. Allerdings dürfte der Spielfilm nicht – wie z. B. die Malerei – „abstrakt“ oder „künstlich“ im Umgang mit der Realität sein (wollen), sondern müsse „realistisch“ sein. Wie ist das aber genau zu verstehen? Kann man dieser Position zustimmen?
In dieser filmtheoretischen und philosophischen Veranstaltung geht es darum, sich mit dem Verhältnis von Filmbildern und (‚abgebildeten‘) Wirklichkeiten zu beschäftigen. Dabei werden auch verschiedene Filmausschnitte analysiert werden.
Gesellschaftswissenschaftliches Aufgabenfeld
Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck
Die Macht des Scheins in der Wirtschaft
Die moderne Ökonomie ist Geldwirtschaft, und das Geld ist dabei, den gesamten Globus der Logik von Gewinnmaximierung und Kostensenkung zu unterwerfen. Diese Macht ökonomischer Tatsachen steht aber in einem seltsamen Kontrast zu dem, was in Crashs und Währungskrisen offenbar wird: Der Reichtum der Geldwirtschaft erweist sich vielfach als rein fiktiv. Vermögen werden in einigen Wochen halbiert, eben noch florierende Firmen verwandeln sich in Industrieruinen, und der Kursrausch an den Börsen kann sich in wenigen Stunden in tiefe Depression verwandeln. Andererseits reichen bloße Hoffnungen und positive Erwartungen aus, um Investitionen anzuregen und Arbeitsplätze zu schaffen. In der Wirtschaft steht die Welt Kopf: Der Schein erschafft seine eigene Wirklichkeit. Diese Macht der virtuellen Realität in der Ökonomie zu ergründen, ist die Absicht dieses Seminars.
Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer
Politische Rituale und politische Kultur im Europa des 20. Jahrhunderts
Die politische Rituale der Moderne sind weder bloße Überreste der Vormoderne noch sind sie ausschließlich Ausdrucks- bzw. Manipulationsformen von modernen Diktaturen. Auch die Demokratien des 20. Jahrhunderts kommen bei ihrer permanenten Verpflichtung zur politischen Legitimation und Konsensstiftung nicht ohne ein Repertoire an politischen Ritualen aus. Seit der Französischen Revolution ist die moderne Politik auf ein Set von Überzeugungen und Zeichen angewiesen, das der Übersetzung abstrakter politisch-sozialer Werte in die alltägliche Politik dient und vor allem einen emotionalen Zugang zu politischen Entscheidungen und Handlungen öffnet. Das Reservoir an Ritualen und Symbolen zur politischen Sinn- und Integrationsstiftung bleibt grundsätzlich begrenzt. Ihr Erfolg hängt vor allem davon ab, wie weit sie den Alltag des Einzelnen berühren. In ihrem Einsatz von politischen Ritualen unterscheiden sich Diktaturen und Demokratien vor allem durch den jeweiligen politisch-sozialen Kontext wie durch den Geltungsanspruch. Zeichnet sich die politische Kultur von Demokratien dadurch aus, dass ihre Rituale und Symbole stets Gegenstand öffentlicher Kontroversen sind, so haben die modernen Diktaturen in unterschiedlicher Intensität und Geschwindigkeit ein festes, staatlich verordnetes System von politischen Ritualen und Systemen entwickelt, das die unterschiedlichsten liturgischen Elemente miteinander verbindet.
Dr. Andreas Wintels
Der flexible Mensch. Die Risiken eines Diktats unserer Tage
„Flexibilität“ heißt das Zauberwort des herrschenden Zeitgeistes. Wo alles flexibel wird, ist allerdings nichts mehr verlässlich. Die rasante Beschleunigung und Verkomplizierung aller Verhältnisse, der stetige Abbau stabilitätsstiftender Bindungen an Orte, Berufe und Personen, die zunehmende Unverbundenheit lebensgeschichtlicher Ereignisse und alltagsweltlicher Erfahrungen – all dies hat zu Gefühlslagen der Ungewissheit und Unsicherheit geführt.
Unter dem Druck der gegenwärtigen Flexibilitäts- und Mobilitätsimperative büßt die Gesellschaft ein erhebliches Maß ihrer sozialen Integrationskraft ein. Die destruktiven Folgen sozialer Desintegration setzen sich dabei in die psychische Verfassung des Einzelnen hinein fort und bewirken eine Verarmung, wenn nicht Zerstörung seiner Innenwelt.
Dr. Hartmut Rosa
Gegenwartsschrumpfung, Raumvernichtung, Selbstauflösung? Vom Leben der Beschleunigungsgesellschaft
Die Entfernung von Europa nach Amerika betrug noch vor wenigen Jahrzehnten, wenn man mit dem Dampfschiff unterwegs war, mehr als eine Woche – heute beträgt sie, fliegt man etwas mit der Concorde, noch dreieinhalb Stunden. Die Welt scheint so geradewegs zu schrumpfen. Im Internet ist sie bereits buchstäblich u-topisch, ‚ort- und raumlos‘ geworden: Alles geschieht überall zugleich im globalen Dorf, die Position im Raum spielt keine Rolle mehr. Aber nicht nur der Raum verschwindet, auch die Gegenwart schrumpft: Wenn ‚Vergangenheit‘ das bezeichnet, was früher anders war oder anders gemacht wurde, und ‚Zukunft‘ das meint, was anders sein wird, dann dehnen sich die Zeiten des beschleunigten Wandels beide auf Kosten der Gegenwart immer weiter aus. Und was passiert dabei mit den Menschen? Nach Meinung mancher Philosophen schrumpfen auch sie; sie entwickeln sich sozusagen zu einem ‚punktförmigen‘ Selbst, das sich nicht mehr in die Umgebung hinein ausdehnt, weil alles – Lebenspartner, Berufe, Freunde, Religionen, Überzeugungen, Wohnorte und sogar der eigene Körper – auswechselbar und veränderbar erscheint. Wenn die Wirklichkeit verschwindet, so hat es daher den Anschein, verschwinden wir Menschen mit ihr.
Priv. Doz. Dr. Jörg Zirfas
Erziehungswirklichkeit(en) heute
Der Begriff der Erziehungswirklichkeit ist eine Konstruktion, die recht unterschiedliche Momente umfasst, wie das reale pädagogische Verhältnis, die Intentionen, Wünsche und Hoffnungen der Beteiligten sowie den geschichtlich-sozialen Zusammenhang von Erziehungsmethoden und Bildungsidealen. Auch der Begriff der Erziehung ist ein theoretisches Konstrukt. Im praktischen Handeln „gibt“ es kein Erziehen im genau zu definierenden Sinne, sondern der Erzieher spricht, zeigt, straft, hilft etc. und nennt diese Handlungen dann „Erziehung“. Die wiederum kann dann recht verschieden gedacht werden, (z. B.) als Einwirkung, Entwicklung, Kommunikation oder als Mimesis (produktive Nachahmung). Wie man auch immer Erziehung definiert, so scheint sie in ihren weitesten Bedeutungen mit einer Veränderung zu tun haben, die sowohl das Selbst- als auch das Weltverhältnis des Menschen betrifft und zwar – unter modernen Bedingungen – so dass es dem Menschen möglich gemacht wird, selbst an seinen Erziehungs- und Bildungsbedingungen, mithin an seinem Selbst- und Weltverhältnis, mitzuwirken: Erziehung ist Erziehung zur Selbstbildung. Dass diese eine – wenn auch oft widersprüchliche – Wirklichkeit hat, soll anhand von vier Problemfeldern veranschaulicht werden: in der Familienerziehung, der schulischen Erziehung, der Erziehung zur Pünktlich und in der moralischen Erziehung.
Dr. Udo Göttlich
Daily Soaps: Zur Theatralität des Alltäglichen. Aspekte der Alltagsdramatisierung im Fernsehen der 90er Jahre
An den derzeit im deutschen Fernsehen laufenden eigenproduzierten Daily Soap Operas wie „Verbotene Liebe“, „Marienhof“ sowie „Unter uns“ und „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ lässt sich der Wandel der Fernsehunterhaltung in den 90er Jahren aufzeigen. Eine erste These lautet dass durch die Inszenierung bzw. Dramatisierung sozialer Beziehungen in Daily Soaps gesellschaftliche Trends der Individualisierung, Kommerzialisierung sowie Erlebnissteigerung aufgegriffen und damit potenziell zu Orientierungs- und Deutungsmustern vor allem für Kinder und Jugendliche werden.
Ein besonderes Gewicht fällt der Einführung und Erprobung von bislang im Unterhaltungsbereich nicht eingesetzten Werbe- und Marketingstrategien zu, die mit dem Begriff des „Kult-Marketing“ benannt werden können. Es wird der Versuch unternommen, die Soap-Erzählungen als Träger von Moden, Marken und Trends bis hin zur Musik zu benutzen und auch eigene populärkulturelle Ereignisrahmen zu schaffen. Mit Blick auf diese Entwicklungen ist zu fragen, auf welche Arten es zum Einbruch von Soap-typischen Inszenierungs- und Dramatisierungsweisen es in den Alltag kommt und wie die Kinder und Jugendlichen darauf reagieren.
Mathematisch-naturwissenschaftliches Aufgabenfeld
Prof. Dr. Justus Diller
Mathematik und Wirklichkeit
Die Wirklichkeit, wie wir ihr begegnen, ist meistens abstrakt. Die Schulwirklichkeit ist dafür ein schönes Beispiel. Im Gegensatz dazu sind die Formalismen, mit denen der Mathematiker über seinen Wirklichkeiten spricht, konkret. Sie sind insbesondere verlustfrei mitteilbar. Sie handeln von konkreten Zeichenreihen, die durch Interpretation in einer Wirklichkeit ihre oft abstrakte Bedeutung gewinnen. Dieses Gegeneinander von konkret und abstrakt, von Code und Bedeutung, hat in der Mathematischen Logik zu überraschenden Einsichten geführt. Und auch der enorme Erfolg der Mathematik bei der Beherrschung der physischen Realität beruht auf ihrer Fähigkeit, abstrakte Probleme konkret zu lösen.
Prof. Dr. Norbert Schmitz
Prognosen – Kaffeesatz der Wissenschaft?
Der Wunsch, in die Zukunft zu sehen, ist wohl so alt wie die Menschheit – Propheten, Orakelpriesterinnen und Astrologen machten und machen Vorhersagen über künftige Erfolge, Konflikte und Katastrophen. Eine originäre Aufgabe vieler Wissenschaften ist es ebenfalls, zukünftige Entwicklungen (Ausbreitung von Seuchen, Klimaverläufe, ökonomische Veränderungen…) zu prognostizieren. Dabei unterscheiden sich wissenschaftliche Prognosen von der Wahrsagerei durch die Unterstellung und Verwendung (mathematischer) Modelle. Wir stellen einige einfache Prognosemodelle vor und illustrieren sie an Beispielen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen. Dann diskutieren wir, welche Art von Aussagen in dieser virtuellen Wirklichkeit gemacht werden können und zeigen dabei grundsätzliche Grenzen (wissenschaftlicher) Prognosen auf. Schließlich machen wir einige Anmerkungen zur Wirkung von Prognosen.
Prof. Dr. Hilmar Duerbeck
Struktur und Entwicklung des Universums
An der Schwelle zum dritten Jahrtausend ist es gelungen, mit weitreichenden Teleskopen in die ferne Vergangenheit des Kosmos zu schauen und damit die Entwicklung von Galaxien, Galaxiehaufen und auch die Struktur der Raumzeit selbst zu erforschen. Unser Universum ist nahezu flach (euklidisch). Neben leuchtender und dunkler Materie enthält es hauptsächlich eine „Vakuumenergiedichte“, die zu einer beschleunigten Expansion führt. Galaxien waren in der fernen Vergangenheit kleine Gebilde, die sich erst später zu großen Systemen wie der Milchstraße zusammenschlossen. Weniger dramatisch ist die Entwicklung der Galaxienhaufen, die sich im Laufe der letzten Jahrmilliarden nur leicht angereichert haben. Im Licht dieser Ergebnisse soll auch die Zukunft des Universums kurz dargestellt werden.
Dr. Werner Kaumanns
Menschen und Affen. Fremdheit und Nähe
Es fällt vielen Menschen schwer, Affen distanziert wahrzunehmen. Man lacht über sie, findet sie ekelhaft oder fordert für sie Menschenrechte. Wer sind sie wirklich? Kann die Beschäftigung mit unseren nächsten Verwandten helfen, uns selbst besser zu verstehen? Das Seminar möchte Materialien zur Beantwortung dieser Fragen vermitteln.
Dr. Christian Eurich
Alte Fragen und neue Antworten aus der Hirnforschung oder Wie fängt ein Salamander seine Beute?
Trotz intensiver Forschung im Bereich der Neurowissenschaften sind wesentliche Fragen zur Funktionsweise unseres Gehirns nach wie vor ungeklärt: Wie funktioniert das Gedächtnis? Welche Vorgänge laufen ab, wenn wir lernen? Was ist das Besondere am menschlichen Gehirn? Anhand der Frage, wie ein Schlenderzungensalamander seine Beute fängt, wollen wir exemplarisch ein Prinzip der Signalverarbeitung im Nervensystem betrachten. Es hat sich in den letzten Jahren herausgestellt, dass die hervorragenden sensorischen und motorischen Leistungen dieser Tiere mit Nervenzellen geleistet werden, die einzeln äußerst unpräzise arbeiten. Erst ihre Verknüpfung zu einem neuronalen Netzwerk liefert die hohe Präzision, die man bei Salamandern beobachtet.
Prof. Dr. Linus Geisler
Der neue Mensch: kein Wesen mehr zum Anfassen.
Über die Medizin im 21. Jahrhundert
Das 21. Jahrhundert wird von Biowissenschaften beherrscht werden, die die menschlichen Zugriffsmöglichkeiten auf die eigene Natur ins Unerhöhrte steigern. Die „Selbst-Evolutionierung“ des Menschen wird zum erklärten Ziel. Der Neue Mensch der Biowissenschaften steht als Mega-Vision am Horizont, freilich nur in plakativen Entwürfen. Ist er ein Wesen zum Anfassen oder setzt er bereits das Verschwinden des Menschen in Gang?