Prof. Dr. Heinrich Wansing

Das Paradox des möglichen Wissens wurde erstmals 1963 in einem Aufsatz von Frederic Fitch mit dem Titel “A Logical Analysis of Some Value Concepts” in publizierter Form präsentiert und es wird daher auch als das Fitch-Paradox bezeichnet. Das Paradox wurde lange Zeit vernachlässigt, und erst gegen Ende der 1970er Jahre wurde die epistemologische Relevanz dieses Paradoxons erkannt. Ausgangspunkt der paradoxalen Überlegung ist eine Annahme, die in der Literatur als die anti-realistische These bezeichnet wird: Jede Wahrheit kann gewusst werden. Wenn diese These wahr ist, liegt damit nicht nur eine Bestätigung der Möglichkeit neuer Erkenntnisse vor, sondern Wahrheit wird auch insofern als ein epistemischer Begriff charakterisiert, als dass es keine epistemisch transzendenten Wahrheiten gibt. Das Paradox besteht aus einem Beweis, der zeigt, dass wenn jede wahre Proposition gewusst werden kann, jede wahre Proposition auch tatsächlich gewusst wird. Es wird also aus einer sehr interessanten und keineswegs völlig unplausiblen Annahme eine höchst unplausible Konklusion hergeleitet. In dem Vortrag wird einerseits das Fitch-Paradox präsentiert und erläutert. Andererseits werden einige ganz unterschiedliche Vorschläge zur Vermeidung der Fitch-Paradoxie vorgestellt, die allerdings weitere Probleme oder zumindest Fragen aufwerfen.